„In mir ist alles aufgeräumt und heiter“. Das ist erstaunlich, denn diese Worte stammen von der jüdisch-russischen Dichterin Mascha Kaléko. Ihr Lebenslauf mutet alles andere als „heiter“ an. Geboren wird sie am 7. Juni 1907 als nichteheliches Kind in Österreich-Ungarn. Sie steht oft „dazwischen“. Ist nicht ganz deutsch und nicht ganz russisch. Als Jüdin hat sie in Nazi-Deutschland keinen Platz mehr. Sie geht ins Exil nach New York, später nach Jerusalem. Ihre Texte: melancholisch schwer und fröhlich trotzig. Sie erzählen von ihrem „Dazwischen“, ihrem großen „Trotzdem“, erzählen vom Schönen im Hässlichen.
Mit ihren Worten klettert sie von der Erde in den Himmel. Schreibt über sich und über diese Welt hinaus. Wie schön, dass wir ihre Texte haben. Die nicht nur das Leichte beschreiben, sondern in denen das Schwere auch seinen Platz hat. Ich brauche diese Worte. Worte, hinter denen ein ganzes Leben steht. Und die mir sagen: Für beides ist in diesem Leben Platz. Für das, was weh tut und für das, was uns beflügelt. Kalékos Worte beflügeln mich und machen mir Mut. In diesem Jahr wäre sie 115 Jahre alt geworden. Und mit ihr können wir uns daran erinnern, dass das Schöne alles andere als selbstverständlich ist. Oder um es mit ihren Worten zu sagen:
„Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne und an das Wunder niemals ganz gewöhne!“
Pastorin Bente Küster