Kirche

Seit 1967 steht sie am Marktplatz in Reinbek West: die Nathan-Söderblom-Kirche. Ihr kantiger Turm kann als Wahrzeichen unseres Stadtteils gelten. Sie steht als Mittelpunkt und Magnet für ein vielfältiges Gemeindeleben. 

Nathan-Söderblom-Kirche

Nathan Söderblom

Nathan Söderblom

Der  Namenspatron unserer Kirche ist der schwedische lutherische Theologe und Erzbischof Lars Olof Jonathan „Nathan“ Söderblom (1866 – 1931). Unermüdlich setzte er sich für die Einheit der Kirche ein. Sein Engagement für Ökumene und Weltfrieden wurde 1925 mit dem Nobelpreis gewürdigt. Ohne ihn gäbe es heute keinen Ökumenischen Rat der Kirchen, dessen Mitgliedskirchen trotz unterschiedlicher Sicht auf den Glauben, das Verbindende über das Trennende stellen. Dieser Geist von Frieden und Einheit ist von Beginn an der Kompass unserer Gemeinde auf ihrem Weg durch die Zeit.

Foto: World Council of Churches

Zwei der vier Glocken

Geschichte

Unsere Gemeinde ist eng mit der jüngeren Geschichte Reinbeks verbunden. 

In den ersten Nachkriegsjahren fanden viele heimatvertriebene Menschen in Reinbek ihr neues zu Hause. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der 1960-er und 1970-er Jahre entstand das Industriegebiet Reinbek/Glinde mit vielen Arbeitsplätzen. Wohnraum für die zahlreichen neuen Bürger wurde geplant und gebaut. Der Stadtteil wuchs rasant: Reinbek-West entstand. 

Ab 1964 ist der alte Kirchsaal in der Hamburger Straße definitv zu klein für die wachsende Gemeinde. Die Planung für ein neues größeres Gemeindezentrum beginnt: eine Kirche mit 400 Plätzen, im Turm ein Geläut mit 4 Glocken, eine Orgel mit 30 Registern und Räume für viele Gemeindeaktivitäten sollen entstehen. 

Die Gemeinde schreibt einen Architekten-Wettbewerb aus, Professor Friedhelm Grundmanns Entwurf findet Zustimmung.

1966 wird der Grundstein gelegt.

1967 im Dezember wird die Nathan-Söderblom-Kirche feierlich eingeweiht,


4 Gussstahl-Glocken werden im Turm aufgehängt:  
                  

  • GEMEINSCHAFT: für die Einheit der Kirche
  • APOSTELLEHRE: für die Ausbreitung des Evangeliums
  • GEBET: für die Frömmigkeit im Land
  • BROTBRECHEN: für Frieden und Versöhnung

1968 ist das Gemeindezentrum in der heutigen Form vollendet.

1972 wird die Ahrend-Orgel auf der Westempore errichtet und eingeweiht.

Orgel

Moderne und Tradition ergänzen sich in unserer Ahrend-Orgel. Schlicht und puristisch ist der sichtbare Teil, der Orgelprospekt. In den hörbaren Teilen klingen die berühmten norddeutschen Barockorgeln an.

Als Meister und Pionier dieser wieder entdeckten alten Tradition schuf der 
Orgelbaumeister Jürgen Ahrend 1972 ein wahres Klang-Juwel für unsere Kirche. 

In der Reinbeker Nathan-Söderblom-Kirche steht eine sehr bemerkenswerte Orgel, die sicherlich zu den gelungensten Orgelneubauten der letzten Jahrzehnte gehört. Schon 1966, als die Kirche noch in Planung war, schloss der damalige Kirchenvorstand, der noch für alle Reinbeker Kirchengemeinden zuständig war, mit dem Leerer Orgelbaumeister Jürgen Ahrend einen Vertrag über einen Orgelneubau. Das war bemerkenswert, da der damals noch recht junge Orgelbauer Ahrend sich sehr intensiv mit dem norddeutschen Barockorgelbau beschäftigte und seine neuen Orgeln an diesen historischen Vorbildern ausrichtete. 1966 war die Musikwelt aber noch weit entfernt von dem, was heute unter dem Überbegriff „historische Aufführungspraxis“  bekannt ist und überall musiziert wird. Ebenso war das fundierte, wissenschaftlich abgesicherte Wissen über den historischen Orgelbau damals eher noch in den Kinderschuhen. So war die Entscheidung für Jürgen Ahrend recht mutig. Die neue Kirche sollte die Reinbeker Konzertkirche werden mit einer entsprechenden Spitzenorgel zum Preis von 160.000 DM.

In der alten Reinbeker Kirche, die dann Maria-Magdalenen-Kirche genannt wurde, sollte die marode Marcussenorgel von 1914 ebenfalls ersetzt werden. Hier sollte aber nur ein Instrument für liturgisch-gottesdienstliche Zwecke entstehen. Über die Größe dieses neuen Instruments gab es heftige Auseinandersetzungen, bis man sich dann zu einer neuen einfachen Orgel von 18 Registern zum Preis von 60.000 DM durchrang. Erst 1993 konnte diese Orgel nach Investion von 160.000 DM zu einem guten Instrument umgebaut werden.

Die neugegründete Kirchengemeinde Reinbek-West musste nach Kirchenfertigstellung noch einige Jahre warten, bis dann am Sonntag Lätare, 12.3.1972 die neue Orgel eingeweiht werden. Seitdem genießen die jeweiligen KirchenmusikerInnen und die Zuhörer eine wunderbare und in ihrer Art einzigartige Orgel. Die Disposition (Zusammenstellung der Register) entspricht einer typischen norddeutschen Barockorgel, von denen es z.b. in Ostfriesland, also der Heimat von Jürgen Ahrend, noch etliche erhaltene Werke gibt.

Hauptwerk                        Brustwerk                    Pedal

Praestant 8´                       Holzgedackt 8´            Subbaß 16´

Rohrflöte 8´                       Holzflöte 4´                Oktave 8´

Oktave 4´                          Waldflöte 2´                Oktave 4´

Nasat 2 2/3`                       Oktave 1´                    Mixtur 3fach            

Oktave 2´                          Terzian 2fach              Fagott 16´

Mixtur 4fach                     Regal 8´                      Trompete ´8´

Trompete 8´

Die Orgel steht in einer historischen Stimmung, der Werkmeister III-Stimmung. Auch diese Stimmung war 1972 noch recht ungewöhnlich, da damals eigentlich alle Orgelneubauten nach der vom Klavier her bekannten „gleichschwebenden“ Temperatur gestimmt wurden. Alte Orgeln waren aber immer „ungleichschwebend“ gestimmt. Dies führt dazu, dass alle Tonarten eine ganz eigene Klangcharakteristik haben. Einige Tonarten klingen ganz rein, andere etwas schärfer. Dies belebt den Orgelklang ungemein und gehört zu Aufführung aller Orgelmusik bis zum 19. Jahrh.  eigentlich unbedingt dazu.

Beim Blick auf die Orgel mit ihrer vielleicht etwas ungewöhnlichen, dem Kirchenraum angepassten roten Farbgebung sieht man oben das Hauptwerk mit dem Praestant 8´ im Prospekt, darunter hinter der Klappe direkt über dem Spieltisch das Brustwerk.  Die Pedalregister stehen hinter den Manualwerken in einem Extragehäuse. Dieser Werkaufbau ist zwar nicht typisch norddeutsch, wurde aber vom Kirchenarchitekten mit entwickelt und passt sicherlich besser zum Kirchenraum als ein verschnörkelter norddeutscher Barockprospekt.

Erleben Sie doch mal diese hervorragende Orgel bei einem Gottesdienst, einem Konzert oder einem anderen Anlass. Orgelführungen sind nach Anmeldung jederzeit möglich (Tel.: 040/7228483)