Gerhard Ehlers 5.2.1934 – 8.7. 2022

Ein Gemeindeglied der ersten Stunde lebt nicht mehr.

Lesen Sie dazu den Text von Pastorin Barbara Schöneberg-Bohl:

Gerhard Ehlers, ein lebendiger Stein am geistlichen Haus

Gerhard Ehlers war 1996 der erste, den ich im Rahmen meiner Bewerbung in der Kirchengemeinde Reinbek-West kennengelernt habe. Für ihn war es ein zentrales Anliegen, von mir von Anfang an zu wissen, wie es um mein Amtsverständnis steht. Könnte ich es als Pastorin akzeptieren, dass es in der Nathan-Söderblom-Kirche keine Sakristei mehr gäbe, da in ihr der EINE-WELT-Laden sei. Für ihn gehörten schon immer – seit seiner Zeit in der Evangelischen Jugend – beide Weisen des Gottesdienstes eng zusammen: Gottesdienst als Engagement für die Menschen, – besonders für die am Rande der Gesellschaft, für die Mühseligen und Beladenen, zu denen uns Jesus geschickt hat. „Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“  Und natürlich der Gottesdienst zum Lobe Gottes, aber mit einer Liturgie in der Sprache der Zeit und einer Predigt, die sich etwas traut und ins Leben der Menschen hineinspricht. Gerhard Ehlers hat Gott vertraut, wusste sich von seinem Glauben getragen und war überzeugt, dass Gott keine anderen Hände und Arme habe als die unsrigen.

Auch wenn er eine Lesung im Gottesdienst hielt, kam er fast immer mit einer Bibelübersetzung, die er selbst ausgesucht hatte. So war es sehr stimmig, dass Herr Ehlers eine Lektorenausbildung absolvierte und über längere Zeit selbstständig Gottesdienste hielt. Manches Mal war auch seine Ehefrau Christiane Ehlers beteiligt. Diese Gottesdienste hatten eine echte Fangemeinde. 

Als Mitglied des Kirchenvorstandes fast der ersten Stunde trug Herr Ehlers Anfang der Siebzigerjahre den Gottesdienst-Reformprozess, der seiner Zeit voraus war, entscheidend mit. Auch Jahrzehnte später war Herr Ehlers noch immer ein leidenschaftlicher Vertreter der entstaubten Liturgie in Reinbek-West.

Gerhard Ehlers hat die Gemeinde auch als langjähriges Kirchenvorstands-Mitglied, zeitweiliger Vorsitzender bzw. jahrelanger stellvertretender Vorsitzender geprägt. Fast sprichwörtlich wurde seine Zeitdisziplin. Als Lehrer musste er sehr früh zur Schule und darum gab es bei Ihm keine ausufernden Debatten. Stets hatte er die Uhr im Blick. Um 22 Uhr war Schluss.

Plakate und Beschriftungen des EINE-WELT-Ladens „Miteinander-Füreinander“, den Christiane Ehlers gegründet hatte und verantwortete, trugen Gerhard Ehlers Handschrift. Er unterstützte die Ladenarbeit rege. Auch trug er die Notwendigkeit, Oikocredit zu unterstützen, in die Gemeinde.

In Christiane Ehlers‘ Tanzkreisarbeit war er nicht wegzudenken. Mit ihr organisierte er Tanz- und Studienreisen, die viele Menschen ansprachen. Solch ein geistliches und kulturelles Highlight konnte auch ich auf der Pilger- und Studienreise auf dem Jakobsweg mit ihm erleben.

Beim Korrekturlesen des „Interesse“ übersah er selten einen Fehler.

Gerhard Ehlers war engagiert, meinungsstark, positiv unbequem. Er war leidenschaftlich in der theologischen Debatte, es ließ sich mit ihm um die Wahrheit ringen. Doch trotz zeitweiliger Unterschiede in der einen oder anderen Sicht der Dinge ist zwischen uns nie etwas hängen geblieben.

Von Gerhard Ehlers vielfältigem Engagement ließe sich noch manches berichten: die Festschrift zum 25-jährigen Kirchenjubiläum, der Küsterdienst, der theologische Gesprächskreis, …

Eines ist sicher, Herr Ehlers ist ganz gewiss einer der lebendigen Steine in den Grundmauern der Gemeinde, dem geistlichen Haus.

Die Kirchengemeinde Reinbek-West hat Gerhard Ehlers sehr viel zu verdanken!

Barbara Schöneberg-Bohl

Der Trauergottesdienst: 22.7.22 um 14.00 Uhr in der Nathan Söderblom Kirche.