Ein Leben für Reinbek-West

Es ist dieses besondere Lachen, das ich innerlich höre, wenn ich an Frau Toepffer denke. Sie lächelte offen den Menschen zu, denen sie begegnete – vertraute Menschen, denen sie auf der Straße begegnete, fremden Menschen z.B. nach dem Gottesdienst, um ihnen den Kontakt zur Gemeinde einladend zu gestalten oder bei sehr vertrauten Menschen, gern auch mal, um eine kleine Kritik freundlich und mit einem gewissen Schalk auf den Weg zu bringen.

Am 26. April ist Gerda Toepffer in Berlin mit 87 Jahren gestorben. Schon als sie im November 2018 von Reinbek nach Berlin in die Nähe ihrer Familie gezogen ist, ist die Gemeinde und ihre Menschen ärmer geworden.

Frau Toepffer kam 1968 zusammen mit ihrem Mann Hinrich, dem neuen Pastor der Gemeinde, und ihrem Sohn Johannes nach Reinbek. Dann gesellte sich bald ihr Sohn Andreas dazu.  Mit dem Ehepaar begann eine neue Zeit, Kirche zu sein. Pastor Toepffer öffnete die Gemeinde für Menschen, die eigentlich mit Kirche abgeschlossen hatten, suchte intensiv den Dialog mit den Anliegen der Zivilgesellschaft, erneuerte die Liturgie des Sonntagsgottesdienstes, damit sie auch für den „modernen Menschen“ verständlich wurde. Seine offene, zugewandte Art und sein hellwacher Verstand sprachen viele Menschen an. Obwohl er schon im Februar 1975 im Amt gestorben ist, haben seine Weichenstellungen die Gemeinde bis heute geprägt. Seine Frau Gerda stand genauso für diesen offenen Weg Kirche zu leben. Sie widmete sich über 40 Jahre lang insbesondere der Seniorenarbeit. Sie gründete den Altenclub, der später Seniorenrunde hieß. Mit einer großen Gruppe junger Frauen plante und gestaltete sie die Nachmittage. Ihr oberstes Gebot war, dass der Umgang mit den alten Menschen respektvoll und mit Würde geschehen musste. Die inhaltliche Gestaltung spannte einen Bogen von Frau Toepffers intensiv vorbereiteten theologischen Anfangsimpulsen hin zu Referaten über lebensrelevante Themen, auch die Polizei trug mal etwas bei, bis hin zu Büttenreden an launigen Faschingsnachmittagen. Diese überließ Frau Toepffer allerdings Damen aus ihrem Helferinnenkreis, bei denen sie auf größere Begabungen vertrauen konnte. Natürlich gehörten Musik, gemeinsames Singen und immer eine gepflegte Kaffeetafel, die für das leibliche Wohl versorgte, unbedingt zu einem Seniorennachmittag. Einmal im Jahr, in der Passionszeit, wurde Agapemahl gefeiert. Dabei kam es Frau Toepffer darauf an, dass gerade auch die Senioren, die nie zum Gottesdienst kamen oder eigentlich der Kirche reserviert gegenüberstanden, erleben sollten, wie kostbar diese Gemeinschaft vor und in Gott ist. Außerdem wollte sie stets ein vertrautes Verhältnis der Senior*innen zu uns Pastor*innen fördern. Frau Toepffer ging Menschen nach, rief an oder besuchte sie, wenn sie wusste, dass sie krank sind oder von Sorgen belastet. Auch wenn sie nach mehr als 40 Jahren die Verantwortung für die Seniorennachmittage in jüngere Hände übergeben hat, hat sie sich dennoch bis zu ihrem Umzug nach Berlin monatlich mit dem Kreis ihrer Helferinnen getroffen. Gerda Toepffer kam sonntags in die Gottesdienste, weil sie für die Menschen erreichbar sein wollte, meldete sich ab, weil sie sonntagmorgens ins Abonnementkonzert ging und war viele Jahre ehrenamtliche Küsterin. Jemand hat gesagt, Frau Toepffer war immer präsent, aber sie hat sich nie präsent gemacht. Es war bestimmt nicht einfach, über so lange Zeit die ehemalige Pfarrfrau in der Gemeinde zu sein. Frau Toepffer hat das auf großartige Art gemeistert. Sie war sie selber. Uns nachkommenden Pastor*innen ist sie mit großer Wertschätzung begegnet. In den letzten Jahren entwickelte Frau Toepffer ein theologisches Streitthema: die traditionelle Sühnopferlehre. Darüber ging sie keinem Konflikt aus dem Weg. Mit wachem Verstand und offenem Herzen hat Gerda Toepffer gelebt und wird jetzt „Gott vollkommen erkennen, wie Gott sie jetzt schon kennt.“ (1.Kor. 13, 12)

Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie.

Pastorin Barbara Schöneberg-Bohl